Schuld ersetzen durch Verantwortung, um Konflikte auflösen zu können



Schuld ersetzen durch Verantwortung, um Konflikte auflösen zu können

In der Mediation oder im Coaching treffen wir bei der Konfliktlösung immer wieder auf Aussagen wie “Das ist meine Schuld” oder “Das ist deine Schuld oder “Entschuldigung“. Bei Systemgesetzverletzungen führen diese Aussagen nicht zu einer Lösung sondern zum Stillstand bzw. Eskalation.

„Schuld“ ist nach meiner Meinung eine Erfindung von Menschen, um eigene und politische Interessen oder Macht durchzusetzen. In der Natur, im Tier- und Pflanzenreich, gibt es keine Schuld. Es gibt dort Handlungen, Ereignisse und Verantwortung und daraus entstehende Konsequenzen.

Es geht nicht darum, wie in der Rechtsprechung über Schuldunfähigkeit zu sprechen, oder dass die „Opfer“ selbst „mitschuldig“ sind. Das Ziel ist es, dass jeder seine Verantwortung übernimmt und für die Konsequenzen aufkommt. Also das entstandene Leiden sieht und anerkennt und Ausgleich für eine Tat herstellt.

Dafür ist es hilfreich, nicht sein Verhalten entschulden zu wollen bzw. sein Verhalten zu bedauern, sondern zu seinem Verhalten zu stehen und Verantwortung für die negative Auswirkung (Verletzung / Leid) beim Gegenüber zu übernehmen.

„Entschuldigung / Mein Verhalten tut mir Leid“ ersetzen durch „Es tut mir leid, dass du leidest“

Beide Begriffe werden im normalen Sprachgebrauch synonym benutzt.

In schwerwiegenden Fällen wie beim Mobbing oder bei Systemgesetzverletzungen sind beide in der Anwendung zu unterscheiden:

Vergleich zwischen der Wirkung von „Entschuldigung“ und „Es tut mir leid“

„Entschuldigung“ „Es tut mir leid, dass dir Leid entstanden ist“
B‘s Handlung -> Schaden für A
B hat die Grenze von A überschritten
B‘s Handlung -> Schaden für A
B hat die Grenze von A überschritten

B sagt „Entschuldigung“ – Bitte „entschulde“ mich, mein Verhalten bzw. nimm die Schuld von mir zu dir -> B hat ein zweites Mal die Grenze von A überschritten, denn:

A hat die Verantwortung von B bekommen und muss antworten: entweder mit „Ja“ oder „Nein“

Egal wie A antwortet: B hat den Schaden, die Schuld und die Verantwortung abgegeben

 

 

 

 

B steht zu seinem Verhalten und sagt: „Es tut mir leid, dass Leid bei dir entstanden ist“ mit der entsprechenden inneren Haltung, da A sofort merken würde, ob die Aussage ehrlich gemeint ist oder nicht!

– Dadurch wahrt B die Grenze, da A nicht antworten muss

– B übernimmt Verantwortung für sein Verhalten und nimmt den Anteil der Wut von A, wofür B verantwortlich ist

A merkt, wenn die vorhandene Wut wegfließt

B fragt, ob und wie er die Verletzung noch zusätzlich ausgleichen kann

„Entschuldigung“ zu sagen, ist nicht sinnvoll, da es bei A zu keiner Auflösung der Verletzung kommt, sondern eher zu einer Vertiefung der Verletzung.

„Tut mir leid“ zu sagen, ist sinnvoll, da es die Verletzung aufhebt.

 

Sprachlich richtiges Vorgehen (Verletzter: 3 W‘s und Verursacher: W und A‘s)

Verletzter (3 W‘s):

Wertschätzende Haltung: Beide begeben sich gedanklich zurück zu dem Zeitpunkt, als es noch für beide gut war, und erzählen darüber. Das ist die Voraussetzung für die wertschätzende Haltung.

Wahrnehmung: Der Verletzte beschreibt die Situation bzw. das Verhalten des Verursachers möglichst objektiv – ohne Vorwurf oder Interpretation (s. Interpretationsschleife).

Wirkung: Der Verletzte beschreibt und zeigt sein Basisgefühl I, d. h. sein Leid: „Mein Bauch tat weh, ich hatte Herzrasen, …“ – ohne Interpretation.

Oft wird hier anstelle des Basisgefühls I das Denkgefühl wie „Ich fühle mich übergangen oder nicht respektiert“ ausgesprochen. Das führt beim Verursacher normalerweise zu einer Verletzung und der Prozess stoppt.

Beispielaussagen für Basisgefühle I bei einer erfolgten Systemgesetzverletzung

  • Unruhe
  • Kribbeln
  • Herzklopfen
  • Stechen
  • Kloß im Hals
  • Schmerzen im Magen/Bauch/Kopf
  • Verkrampfung
  • Zittern
  • Weiche Knie
  • Schreck
  • Druck/Enge
  • Schwitzen
  • Schwindel
  • Trockener Mund oder trockene Augen
  • Tränen in den Augen
  • Weinen/traurig
  • Flattrige Stimme
  • Erstarren
  • Keine Luft bekommen
  • Nichts mehr spüren
  • Kälte
  • Unstimmigkeit
  • Kalter Schauer
  • Angst

Welche Basisgefühle kennen Sie?

Beispielaussagen für Denkgefühle bei einer erfolgten Systemgesetzverletzung

  • Übergangen
  • Resigniert
  • Nicht respektiert
  • Ausgeschlossen
  • Wertlos
  • Ungerecht
  • Betrogen
  • Angelogen
  • Nicht gesehen
  • Allein gelassen
  • Unwichtig
  • An letzter Stelle

Welche Aussagen über Denkgefühle kennen Sie?

In der systemischen Mediation ist es wichtig, dass zwingend das Basisgefühl I ausgesprochen und gezeigt wird und nicht die Denkgefühle genannt werden, denn sie sind durch eine Interpretation entstanden und werden als Vorwurf empfunden und werden deshalb zu einer Verletzung oder Abwehr führen.

Verursacher (W und A‘s):

Wertschätzende Haltung: Der Verursacher geht gedanklich zurück zu dem Zeitpunkt, als es noch für beide gut war. Das ist die Voraussetzung für die wertschätzende Haltung.

Anerkennung: Der Verursacher erkennt das Basisgefühl I, das Leid an, indem er selber mitfühlt und Folgendes aus der richtigen Haltung heraus sagt: „Es tut mir leid, dass bei dir/Ihnen diese verletzten Gefühle entstanden sind, es war nicht meine Absicht.“ Dadurch löst sich die Verletzung, das Leid auf.

Der Verursacher spricht nicht über sein Verhalten oder seine für ihn positive Absicht hinter dem Verhalten, da es meistens als Rechtfertigung ankommt.

Ausgleich: Der Verursacher nimmt, wenn noch nötig, den Anteil der Wut/Ärger zurück, für den er verantwortlich ist, und sorgt evtl. noch für einen weiteren Ausgleich.

In unserer Systemischen Coaching Ausbildung können Sie diese Haltung und das dazugehörige Handwerkszeug erlernen. Mehr dazu im Blogbeitrag: Systemische Coaching Ausbildung



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