Fehler beim Feedback geben werden überall gemacht. In unserer Arbeit in Organisationen und Unternehmen stoßen wir immer wieder auf fehlerhaftes Feedback geben. Erklären wir unsere Vorgehensweise, so wird es als richtig empfunden. Gleichzeitig hören wir, dass sie es so nie gelernt haben.

Fehler beim Feedback geben I: Sandwich Feedback

Weit verbreitet ist das „Sandwich“-Feedback: Am Anfang wird etwas Positives gesagt, dann kommt die Kritik und danach nochmal etwas Positives. Wird die Kritik nicht in eine Lernaufgabe umgewandelt, so ist diese Art des Feedbackgebens nicht sinnvoll, sondern kontraproduktiv. Denn der Mitarbeiter hört etwas Positives, erwartet schon den Hammer und kann so das Positive nicht richtig annehmen. Außerdem hat er das Beste getan, was ihm möglich war. Bekommt er nur gesagt, was falsch gelaufen ist, so wird er normalerweise nicht wissen, wie er es besser machen kann. Deshalb sollte eine Kritik immer mit einem Lernvorschlag enden!

Fehler beim Feedback geben II: Ich MUSS Feedback geben

Wenn ich unbedingt Feedback geben muss, den starken Drang dazu habe, so sollte ich es lassen und erst mal tief Luft holen. Denn die Gefahr, dass mein Feedback oder meine Kritik zu heftig ausfällt und damit mein Ziel, dass die Person etwas aus meiner Kritik lernt oder sich verändert, ist sehr groß.

Jedes Feedback sollte mit einer positiv formulierten Lernaufgabe enden. Merke ich, dass ich nur kritisieren kann, so muss ich es erst innerlich umformulieren.

Fehler beim Feedback geben III: Keine wertschätzende Haltung

Liegen beispielsweise Systemgesetzverletzungen vor oder eine negative oder ablehnende Haltung dem Feedbacknehmer gegenüber, so ist die Grundvoraussetzung für ein Feedback – die wertschätzende Haltung – nicht gegeben. So ein Feedback wird scheitern.

Fehler beim Feedback geben IV: Mein Gefühl / Wahrnehmung ist, du bist …

Beim Feedback ist sehr deutlich darauf zu achten, dass das Gefühl wirklich als körperlich nachvollziehbares Gefühl beschrieben wird (z.B. mein Hals schnürt sich zu oder ich bekomme Herzrasen oder ich bekomme ein warmes ziehendes Gefühl im Bauch).

Oft werden folgende fehlerhafte Feedbacksätze geäußert:

„Mein Gefühl ist, als Sie zur Seite geschaut haben, dass Sie unsicher sind.“

Nun eine Analyse dieser Aussage:

  1. „Mein Gefühl ist …“ Was ist das körperliche Gefühl? Es wird hier nicht genannt, es fehlt.
  2. „…, als du zur Seite geschaut hast, …“ Ist eine wahrnehmende Beschreibung des Verhaltens, hier wird die Feedbackregel eingehalten.

„… dass du unsicher bist.“ Dieses ist kein Gefühl, sondern eine Interpretation auf der Identitätsebene. Interpretationen sind verboten!

Fehler beim Feedback geben V: Identitätsaussage wie „Du bist …“

Was passiert, wenn jemand solch einen Kommentar auf der Identitätsebene erhält? Entweder wehrt er sich dagegen, oder er resigniert. Auf jeden Fall aber bleibt etwas bei ihm hängen. Innerlich sagt er sich: „So bin ich, meine Eltern waren schon so, ich kann mich nicht verändern.“ Der Feedbackgeber hat sein Ziel nicht erreicht.

Im folgenden Beispiel wird eine Identitätsaussage in eine wahrnehmbare Verhaltensaussage umgewandelt.

Falsch: Du bist immer unpünktlich! O.k. ich bin so, das liegt wohl in meinen Genen.
Folge: Keine Veränderung.
Richtig: Zum letzten Seminar kamst
du zu spät, ich fühlte
mich nicht respektiert.
Komme bitte pünktlich.
Es war mir nicht klar, dass dir das wichtig ist, es tut mir leid, ich werde von jetzt an pünktlich sein.

Folge: Veränderung.

Auch „positive“ Aussagen auf der Identitätsebene können gefährlich sein. Auch hierzu ein Beispiel:

Falsch: Du bist gut in Mathematik! Danke. Unbewusst kann dann folgendes ablaufen: Wenn ich ein guter Rechner bin, dann bin ich nicht gut in Deutsch
Folge: Motivation für Mathematik, Demotivation für Deutsch.
Richtig: Deine letzte Mathematik-
aufgabe hast du sehr gut
gelöst. Weiter so.
Danke, mache ich.

Folge: Keine unbewusste Übertragung auf andere Fächer wie Deutsch, da das Verhalten bzw. die Fähigkeit beschrieben wurde.

Die obigen Ausführungen zeigen, warum der Satz: „Mein Gefühl ist, …,  du bist …!“ so gefährlich ist. Denn das Wort „Gefühl“ wird mit einer Interpretation auf der Identitätsebene verbunden. Gegen ein Gefühl kann der Feedbacknehmer nichts sagen. Würde der Feedbackgeber sagen: „Meine Interpretation oder Schlussfolgerung ist, du bist …“ so gäbe es diese Verquickung nicht, und der Feedbacknehmer könnte es als eine Interpretation zurückweisen, ein Gefühl aber nicht.

Wie richtiges Feedback gegeben wird, können Sie unter https://hanseatisches-institut.de/feedback/ nachlesen.

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