GFK steht für Gewaltfreie Kommunikation. Sie ist ein Kommunikationsprozess, mit dem Konflikte beigelegt werden sollen. Das Handlungskonzept wird häufig angewendet, steht vielerorts aber auch in der Kritik. Ist die GFK wirklich eine gewaltfreie Kommunikation, deren Methode gut funktioniert oder gerät sie doch schnell an ihre Grenzen?

Wir vom Hanseatischen Institut sind Experten auf dem Gebiet SystemEmpowering und kennen uns daher auch mit anderen Herangehensweisen wie der GFK, der Gewaltfreien Kommunikation, sehr gut aus. Unser Team ist der Meinung, dass die GFK mit Blick auf Systemgesetzverletzungen schnell an ihre Grenzen kommt. Warum das so ist und welche besseren Alternativen Sie haben, um Konflikte aufzulösen, möchten wir Ihnen in diesem Beitrag gerne zeigen.

Was genau ist Gewaltfreie Kommunikation (GFK) eigentlich?

Die GFK, Gewaltfreie Kommunikation, ist ein vom US-Amerikaner und Psychologen Marshall B. Rosenberg entwickelter Kommunikationsprozess. Marshall B. Rosenberg (1934-2015) war Zeit seines Lebens selbst als Mediator international tätig. Sein Ziel war, zur Verbesserung des zwischenmenschlichen Miteinanders beizutragen. Das Mittel: Seine eigens entwickelte GFK: Die Gewaltfreie Kommunikation.

Bei der GFK stehen die Förderung menschlicher Empathie und die Entwicklung konstruktiver, kooperativer Beziehungen im Mittelpunkt. Die grundlegenden Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation sind wie folgt:

  • Beobachtungen ohne Bewertung: Eine Situation muss beschrieben werden können, ohne sie dabei selbst zu bewerten oder zu interpretieren. Es geht darum, konkrete Fakten darzulegen, ohne persönliche Meinungen oder Bewertungen hinzuzufügen.
  • Gefühle ausdrücken: Die GFK als Gewaltfreie Kommunikation konzentriert sich darauf, eigene Gefühle offen und ehrlich miteinander auszutauschen. Es geht nicht darum, die Handlungen oder Verhaltensweisen anderer zu kritisieren. Viel wichtiger ist, eigene Gefühle und die unerfüllten Bedürfnisse aufrichtig offenlegen zu können, anstatt die Fehler beim Gegenüber zu suchen.
  • Bedürfnisse identifizieren: Die GFK betont, wie wichtig es ist, eigene Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen und ausdrücken zu können. Wenn man seine eigenen Bedürfnisse versteht, kann man klarer kommunizieren und Lösungen finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.
  • Bitten statt fordern: Die GFK empfiehlt, klare, konkrete Bitten zu äußern, die nicht als Drohungen oder Manipulationen wahrgenommen werden, anstatt Befehle oder Forderungen zu stellen. Dies ermöglicht es anderen, ungezwungen und frei zu reagieren.

Die Schritte der GFK werden als Gewaltfreie Kommunikation in vielen Bereichen verwendet. Darunter fallen zum Beispiel Mediation, persönliche Beziehungen, Bildung und Karriere. Sie kann in bestimmten Konfliktsituationen Unterstützung leisten, da sie hilft, Eskalationen zu vermeiden und Lösungen zu finden, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen. Das Hauptziel der GFK ist es, ein tiefes Verständnis und Respekt für die Perspektiven und Bedürfnisse anderer durch den Einsatz von Empathie und aktivem Zuhören zu fördern.

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Wie gelingt die GFK, wo sind Herausforderungen und Risiken?

Die GFK funktioniert als Gewaltfreie Kommunikation nur mit Übung, Selbstbewusstsein und einer gewissen Anpassung der eigenen Kommunikationsgewohnheiten. Hier sind einige wichtige Faktoren, die zu berücksichtigen sind, sowie Probleme und mögliche Gefahren, die mit der Verwendung der Schritte der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg als Sprache des Lebens verbunden sein können:

Wie GFK effektiv verwendet werden kann

  • Klare Unterscheidung zwischen Beobachtung und Bewertung: Erlernen Sie, Situationen und Verhaltensweisen objektiv zu beschreiben, ohne sie zu bewerten. Dies hilft bei der Vermeidung defensiver Reaktionen.
  • Ausdruck von Gefühlen: Seien Sie ehrlich und authentisch in Bezug auf Ihre Gefühle. Verwenden Sie Ich-Botschaften, um Ihre Gefühle auszudrücken, ohne andere zu beschuldigen.
  • Erkennen und Artikulieren von Bedürfnissen: Verstehen Sie Ihre Bedürfnisse und lernen Sie, diese klar zu kommunizieren. Dies fördert die Verbindung und das Verständnis.
  • Formulierung von Bitten statt Forderungen: Stellen Sie Bitten statt Forderungen klar, machbar und nicht fordernd. Dies fördert die Zusammenarbeit und die freiwillige Zustimmung.
  • Empathisches Zuhören: Üben Sie, aktiv und empathisch zuzuhören, um die Perspektiven, Gefühle und Bedürfnisse der anderen Person zu verstehen.

Wie eine gelungene Gewaltfreie Kommunikation aussehen kann

Situation:

Das Paar Anna und Max hat eine Meinungsverschiedenheit darüber, wie sie ihre Freizeit verbringen sollen. Anna möchte einen ruhigen Abend zu Hause verbringen, während Max lieber ausgehen und Freunde treffen möchte.

Ausgangslage: 

  • Max: „Du willst nie etwas Aufregendes machen. Wir sitzen immer zu Hause!“
  • Anna: „Du denkst nur an dich! Mir ist nicht immer nach Party zumute.“

Anwendung der GFK:

  • Max (Beobachtung): „Ich habe bemerkt, dass wir in den letzten Wochenenden meistens zu Hause geblieben sind.“
  • Anna (Gefühle): „Ja, ich fühle mich in letzter Zeit oft müde und gestresst nach der Arbeit.“
  • Max (Bedürfnisse): „Ich verstehe. Ich habe das Bedürfnis, ein bisschen Abwechslung zu erleben und unsere Freunde zu sehen. Es hilft mir dabei, mich zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen.“
  • Anna (Bedürfnisse): „Ich brauche momentan eher Ruhe und Zeit für mich, um mich zu erholen.“
  • Max (Bitte): „Könnten wir vielleicht einen Kompromiss finden? Was hältst du davon, wenn wir diesen Samstagabend ausgehen, aber das nächste Wochenende ruhig zu Hause verbringen?“
  • Anna (Zustimmung): „Das klingt nach einem guten Plan. So können wir beide unsere Bedürfnisse erfüllen.“

Ergebnis:

Durch den Einsatz der GFK konnten Anna und Max ihre Gefühle und Bedürfnisse offen kommunizieren, ohne einander Vorwürfe zu machen. Sie fanden eine Lösung, die für beide akzeptabel ist und bei der sich beide gehört und verstanden fühlen.

Wo Herausforderungen und Risiken liegen

  • Missverständnisse: Obwohl die GFK als Gewaltfreie Kommunikation zu verstehen ist, kann sie manchmal als manipulativ oder künstlich wahrgenommen werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn ihre Anwendung nicht authentisch oder zu formelhaft erfolgt.
  • Konflikteskalation: In hitzigen oder emotional aufgeladenen Situationen kann es schwierig sein, die GFK-Prinzipien einzuhalten. Das tritt häufig auf, wenn Systemgesetze zu stark verletzt sind. Das kann im Extremfall zur Konflikteskalation führen.
  • Emotionen falsch interpretieren: Emotionen und Bedürfnisse können falsch verstanden oder missverstanden werden.
  • Zeit und Geduld: Der Einsatz der GFK als Gewaltfreie Kommunikation erfordert Zeit und Geduld, wenn es um das Lernen und die praktische Anwendung geht. Dies kann in schnelllebigen oder stressigen Umgebungen eine Herausforderung darstellen.
  • Veränderungen ablehnen: Einige Menschen könnten sich gegen GFK-Praktiken weigern, insbesondere wenn sie sich von ihren üblichen Kommunikationsmustern stark unterscheiden.

Die ständige Übung und die Bereitschaft, sich selbst zu reflektieren und anzupassen, sind die Schlüssel zum erfolgreichen Einsatz der GFK. Darüber hinaus ist es wichtig, die Grenzen der GFK zu erkennen und zu verstehen, dass sie nicht in jeder Situation oder jeder Person gleich gut funktionieren kann. Wie diese Grenzen aussehen und worin sie liegen, möchten wir Ihnen jetzt einmal genauer erläutern.

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Die GFK: Gewaltfreie Kommunikation und ihre Grenzen bei Systemgesetzverletzungen

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Systemgesetzverletzungen die Funktionalität der GFK, der Gewaltfreien Kommunikation, massiv einschränken können. Um Ihnen einen besseren Überblick zu geben, möchten wir daher zwei weitere Methoden zur Konfliktlösung mit der GFK vergleichen:

  • Systemgesetzverletzungen auflösen
  • Feedback geben

Es gibt in allen drei Vorgehensweisen Gemeinsamkeiten. Liegen jedoch Systemgesetzverletzungen wie Ausschluss, fehlender Respekt, Ungerechtigkeit vor, so kommen das Feedbackgeben und die GFK als Gewaltfreie Kommunikation an die Grenzen ihrer Wirksamkeit. Um dieses deutlich zu machen, stellen wir Ihnen zuerst vor, wie Systemgesetzverletzungen aufgelöst werden.

Die fünf Voraussetzungen zum Auflösen von Systemgesetzverletzungen – der Power Code

Um eine Systemgesetzverletzung oder einen eskalierenden Konflikt auflösen zu können, werden fünf Voraussetzungen zwingend benötigt:

  1. Der/die Auslöser, Verursacher oder Verantwortlichen müssen bekannt sein.
  2. Es muss eine Zeit geben, zu der alle (Verursacher und Verletzter) sagen können, es war mal gut (also Respekt war vorhanden = wertschätzende Haltung ist möglich). Es muss die erste Ursache bekannt sein.
  3. Der Verletzte und der Verursacher müssen genügend ausgeglichen kraftvoll ++ sein.
  4. Sprachlich richtiges Vorgehen (keine Vorwürfe oder Rechtfertigung)
  5. Das Neue, die neue „Brille“ muss sich entwickeln

Das sprachlich richtige Vorgehen ist in den ersten drei Schritten gleich zum Feedbackgeben und zur Methode der GFK, der Gewaltfreien Kommunikation.

Unterschiede zwischen Systemgesetzverletzungen-Auflösen, Feedbackgeben und GFK

In der Tabelle sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dargestellt.

gfkgfk

Feedback sollte man erst dann geben, wenn keine tiefen Systemgesetzverletzungen vorliegen. Sind Systemgesetzverletzungen mit Gefühlen wie Wut vorhanden, so ist keine wertschätzende Haltung möglich. Das Feedbackgeben wird mit zu viel Energie stattfinden und den Feedbacknehmer verletzen.

Die GFK als Gewaltfreie Kommunikation spricht nach der Wirkung (Körpergefühl) das Bedürfnis und darauf eine Bitte aus. Beim Feedbackgeben wird kein Bedürfnis, jedoch ein Wunsch oder Bitte oder Lernaufgabe genannt. Liegen Systemgesetzverletzungen vor, so hat sich gezeigt, dass ausgesprochene Bedürfnisse oder Wünsche/Bitten nicht sinnvoll sind, da sie nicht mehr richtig erfüllt werden können.

Warum sind GFK und Feedback geben bei vorliegender Systemgesetzverletzung nicht sinnvoll?

Hier ein Beispiel: Ein Mitarbeiter wurde nicht zum Team-Meeting eingeladen. Er geht zum Verantwortlichen und spricht mit der wertschätzenden Haltung seine Wahrnehmung und sein Basisgefühl I aus. Weiter sagt der Mitarbeiter: „Mein Bedürfnis ist, dass ich dazugehöre, und meine Bitte ist, dass ich beim nächsten Mal eingeladen werde“ – so kann beim Mitarbeiter bei der nächsten Einladung ein fader Beigeschmack zurückbleiben – „Die laden mich nur ein, weil ich es gesagt habe, und nicht, weil die mich dabei haben wollen.“ Die Systemgesetzverletzung bleibt aus zwei Gründen bestehen, erstens wurde sein Leid und seine Wut nicht aufgelöst und zweitens kann sein Bedürfnis oder Wunsch nicht wirklich erfüllt werden, wenn er es ausgesprochen hat.

Beim Auflösen von Systemgesetzverletzungen reicht das verletzte Basisgefühl I als Weg-von-Motivation aus, dass der Verantwortliche sich in Zukunft anders verhält. Wenn es nicht ausreicht, so herrschen tiefer liegende Gründe dafür vor, dass er sich nicht anders verhält. Diese können dann etwa in einem professionellen Coaching aufgespürt und nachhaltig geklärt werden.

Systemische Mediation: Liegen Systemgesetzverletzungen vor, so wird nicht nach Bedürfnissen, Wünsche oder Bitten gefragt.

Angenommen, Person A braucht mehr Wertschätzung und Anerkennung von Person B.
Wird A vom klassischen Mediator gefragt, was er von B braucht, so kann A nicht darauf antworten, da sein Wunsch nach mehr Wertschätzung dann wertlos wird – es ist ein Dilemma. Denn spricht A seinen Wunsch aus und B fängt an, ihn mehr wertzuschätzen, so bleibt bei A das Gefühl, B macht es nur, weil ich es ihm gesagt habe. Es ist bestimmt nicht ganz echt.

Das Dilemma: Eine Frau sagt zu ihrem Mann: „Zeig mir, dass du mich lieb hast (Bedürfnis) und zeige es dadurch, dass du mir Blumen schenkst (Bitte/Wunsch).“ Bringt der Mann nun Blumen mit, so könnte die Frau sagen: „Die schenkst du mir nur, weil ich es dir gesagt habe, du liebst mich doch nicht“. Bringt er keine mit, da er schon vermutet hat, wie seine Frau darauf reagiert, wenn er welche mitbringt, so könnte die Frau sagen: „Jetzt habe ich dir schon den Tipp gegeben, aber du bringst mir keine Blumen mit, du hast mich nicht lieb.“ Der Mann kann nur verlieren.

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